Damit von Beginn an jegliche Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden/ gar nicht erst entstehen können, nehm ich vor weg, dass mein Mädchen alles für mich ist. Sie ist so viel mehr als nur das “Hilfsmittel” Blindenführhund.
Sie ist mein Spiegel, der beste Teil von mir, meine Seele. Sie kennt mich besser, als ich mich selbst je kennen möchte und das erstaunlichste daran ist: sie liebt mich trotzdem und bewertet meine Schwächen, Gedanken und Gefühle nicht! Auch bin ich ihr, für die offizielle Hilfe, die ich von ihr bekomme, wirklich dankbar. Trotz ständiger Diskussionen oder Irrwege.
Doch muss der Blindenführhund wirklich immer und überall dabei sein? Muss ich ihn bei 36 Grad mit zum Einkaufen nehmen und ihn den doppelt so heißen Asphalt aussetzen? Muss ich ihn mit ins Kino oder auf Konzerte nehmen? Muss er mit Zur Kirmes, ins Schwimmbad, nur weil wir Führhundhalter ihn mitnehmen dürfen? Ist es nicht unfair dem Hund gegenüber zu sagen: “Ohne meinen Hund kann ich nirgendwo hingehen, weil es so umständlich ist, nur mit dem Stock zu laufen!” Begibt man sich dann nicht in eine ebenso große Abhängigkeit, als würde man sich permanent von seinem sehenden Partner /in durch die Gegend fahren lassen, weil es einfach bequem ist?
Ich selbst bin zu Beginn immer etwas vorsichtiger unterwegs, laufe ich nur mit dem Stock. Doch ich habe den Anspruch an mich selbst, auch ohne einen Hund an meiner Seite mein Leben zu leben, meine Wege zu gehen, meine Dinge zu erledigen! Ganz ehrlich: es ist auch mal ganz entspannt, ohne das geliebte Köterchen durch Ramschläden zu bummeln, in denen es wahnsinnig eng ist, um Sachen zu kaufen, die mich erwachsen und seriös wirken lassen sollen wie z.B. Untersetzer für Gläser… Es ist entspannt, sich nicht darum sorgen zu müssen, ob meine Begleiterin nach einer halben Stunde konzentrierter Führarbeit nicht mal eine Pause brauchen könnte, obwohl ich noch so viel erledigen möchte.
Ein Blindenführhund oder Assistenzhund leistet wahnsinnige Arbeit und erleichtert einiges, doch ist und bleibt er Ein Hund, dessen Bedürfnisse gefälligst erstmal wahrgenommen und anschließend auch geachtet werden müssen. Für alle Teams würde ich mir mehr Respekt und Wertschätzung des Wesens wünschen, welches doch jeden Tag unser aller Leben so viel leichter macht, egal in welchen Bereichen, weg von “der Hund muss, weil er ist ein Führ / Assistenzhund”, zu “Ich respektiere und achte dich, als Individuum, mit all deinen Ressourcen und Fehlern, denn ich bin noch weniger fehlerfrei, da ich ein Mensch bin!”