Ganz genau so lange hat es gedauert, bis ich endlich angekommen bin.
Am 02.03.2015 bekam ich meine Daffy in Berlin und von diesem Zeitpunkt an, waren wir ständig auf der Suche. Wo nach? Nach Arbeit! Nach einfach ganz normaler Arbeit. Als Daffy in m ein Leben trat, steckte ich, unglücklich wie selten, in meinem zweiten Studium fest. Wir haben es abgebrochen, uns über ein Jahr im Pädagogischen Bereich beworben und von 80 Bewerbungen sage und schreibe sechs Absagen bekommen, der Rest blieb einfach unbeantwortet.
Es folgte die Ausbildung zur Hundephysiotherapeutin, der Umzug nach Bottrop mit Aussicht auf eine seit April feststehende Stelle, die mir zwei Wochen vor der Abschlussprüfung abgesagt wurde. Zwei Jahre bemühten wir uns, mit diesem wundervollen Beruf eine Lebensgrundlage zu schaffen. Die Patienten, die den Weg zu uns fanden, waren begeistert, wurden schnell wieder gesund, doch weiterhin passierte nichts. Versuche, mit Hundeschulen eine Kooperation einzugehen, waren nicht erwünscht. Zwischendurch standen Stellen in Gettorf oder Pattensen zur Diskussion, doch offenbar wurde Engagement, der feste Wille endlich zu arbeiten und das Bestehen auf einen festen Arbeitsvertrag als abstoßend angesehen? In beiden Fällen wurden erst große Pläne und Versprechungen gemacht, dann aber jede Kontaktaufname ignoriert.
Im September 2019, nach einem weiteren Umzug, trat ich dann die Ausbildung zum Masseur und Med. Bademeister an. Dies war eine Aufgabe, der Tag bekam wieder Struktur. Doch merkte ich, wie ich mich von allem, was mir einst wichtig, lieb und teuer war und von mir selbst, meilenweit entfernte. Ich wollte endlich fertig werden. Endlich solch nervige Dinge wie die Steuererklärung machen, statt jedes Jahr den Weiterbewilligungsantrag fürs Jobcenter ausfüllen zu müssen. Doch dies wäre erst 2022 möglich, nach abgeschlossener Ausbildung und des meist unbezahlten Anerkennungsjahres.
Doch dann kam die Zeit des Stillstandes und des in sich Gehens. So sollte es nicht mehr weitergehen. Bis ich fertig würde, hätte ich sicherlich meine Freunde, meine Familie, mein Herz und mein Tierlein erfolgreich aus meinem Leben vertrieben!
Auf der Suche, wo nach auch immer, stieß ich Ende Februar schließlich auf Discovering Hands. Ein Gynäkologe war unzufrieden mit den Untersuchungen, die er seinen Patientinnen im Rahmen der Brustkrebsfrüherkennung anbieten konnte und er kam auf die Idee, die Fähigkeiten blinder und hochgradig sehbehinderter Frauen für diese Aufgabe einzusetzen. Ich trat mit der Akademie in Kontakt, nahm am Assessment teil und seit Mittwoch, den 17.06.2020, also genau nach fünf Jahren, drei Monaten und fünfzehn Tagen, habe ich nun einen Ausbildungsplatz in Berlin und ab Juli nächsten Jahres eine garantierte und schriftliche Stellenzusage! Diese Aufgabe erfüllt mich mit unsagbarem Stolz, da ich dies nicht durch das Bezahlen eines Betrages, sondern durch mein Können erreicht habe. Dieser Job kann Leben retten und ich darf ein Teil von etwas ganz großem sein!
Daffy, Du bist jeden noch so anstrengenden Weg mit mir gegangen, hast jede meiner ekelhaften Launen ausgehalten, mir mein Verhalten jedes Mal gnadenlos um die Ohren gehauen (soll nicht heißen, dass ich nun nicht mehr ekelig bin, doch vielleicht nicht mehr sooooooooo oft und sehr) und mich daran wachsen lassen! Auch diesen Weg gehst Du nun mit mir, voller Geduld, Liebe und dem Vertrauen, das alles gut werden wird. Nun hast Du tatsächlich doch noch die Chance, mich in Lohn und Brot zu erleben! Gerne hätte ich dir mehr Struktur, mehr Arbeit geboten, doch unser gemeinsames inneres Wachsen sollte unsere Vordergründige Aufgabe sein und ich glaub die haben wir ganz gut gemeistert oder nicht? Ich küsse dein Herz, mein Mädchen, da der Rest von dir leider momentan unerträglich nach was auch immer duftet!